|
Projekt: |
"Hearing Varese's Poeme Electronique inside a virtual Philips Pavillon"
Rainer R. Lorenz Visualisierung des Philips-Pavillon (Brüssel 1958) Grundlage für die Visualisierung des auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel aufgebauten Philips-Pavillon ist eine von mir realisierte, virtuelle Rekonstruktion des Gebäudes in einem 3D-Animations-Programm. Anhand der lückenhaften Quellenlage dienten als Vorlage für die Rekonstruktion schematische Grafiken und Fotografien des Pavillon, die im Rahmen mehrerer Publikationen veröffentlicht wurden. Weitgehende, eigene Recherchen in verschieden Archiven ergänzten das Ausgangsmaterial durch weitere Fotos, Darstellungen und Dokumente. Ergebnis ist eine computergestützte 3D-Simulation des Gebäudes, deren Daten die Grundlage für die in Echtzeit funktionierende Visualisierung dienen. Im Gegensatz zu bereits veröffentlichten, dreidimensionalen Rekonstruktionen des Philips-Pavillon, die sich darauf beschränken, das Gebäude ausschließlich als Abbildung der durch in sich gedrehten und gebogenen Flächen (hyperbolische Paraboloiden) bestehenden Außenhülle darzustellen, war das Ziel meiner Nachbildung, mit Hilfe von Abbildungen auch den Innenraum des Pavillon zu rekonstruieren, um damit die Visualisierung des "poeme electronique", welches ja im Inneren des Pavillons präsentiert wurde, zu ermöglichen. Die Schwierigkeit hier bestand darin, dass zur tragenden Konstruktion des Gebäudes bei der Ausführung zusätzliche Stützten und Streben gebaut wurden, die auf keinen verfügbaren Dokumenten ausgeführt sind. Diese wichtigen baulichen Elemente ließen sich bei der Rekonstruktion nur anhand von Fotografien in die Struktur des Gebäudes einfügen. Daraus ergaben sich auch die Platzierung weiterer Wände und der Aus- und Eingangstüren. Die Abbildung zeigt alle Stützen, Streben und Pfeiler mit den zusätzlichen Wänden im Eingangsbereich und über dem Ausgang: Eine weitere Schwierigkeit ergab sich aus der Tatsache, dass keine Abbildung des Ausgangsbereichs im Innenraum existiert. Untenstehendes Foto zeigt eine Türe im Inneren des Pavillon. Hierbei handelt es sich, wie am Dach über der Tür und der Skulptur in der Spitze des Gebäudedaches zu erkennen ist, um den Eingang in den Publikumsraum. Dieses Foto wurde irrtümlicher weise seitenverkehrt veröffentlich, was den Betrachter auf Grund der schwer zu erfassenden perspektivischen Verhältnisse im Innenraum des Pavillons zur Annahme führen könnte, dass es sich hierbei um eine Abbildung des Ausgangs handeln könnte; dem ist leider nicht so. seitenverkehrtes Foto korrigiertes Foto des Eingangs Pläne der technischen Ausstattung des Pavillon ließen weitere Rückschlüsse auf die bauliche Gestaltung des Innenbereichs zu, die zusammen mit den Fotografien des Innenraums dessen Rekonstruktion weitgehend ermöglichten. Spekulativ bleibt die Konstruktion der Wandfläche über dem Ausgang und die genaue Platzierung aller Breitbandlautsprecher (Die meisten Lautsprecher sind auf Fotos zu erkennen, nicht aber die im Bereich des Ausgangs, da hier ja keine Abbildung verfügbar ist. Die exakte Platzierung ist nicht dokumentiert.). Dass es sich bei der Rekonstruktion des Pavillon mit Hilfe der vorhandenen Abbildungen nicht um ein unkritisches Unterfangen handelt, zeigt auch das folgende Beispiel der folgenden Graphik eines nicht in allen Einzelheiten verwirklichten Entwurfs des Pavillon. Die im Eingangsbereich schraffierte Fläche hat den Konstrukteur einer veröffentlichten Nachbildung des Gebäudes dazu veranlasst, eine Treppe in den Eingangsbereich zu bauen, was aber aufgrund der Höhenverhältnisse im und um den Pavillon herum keinen Sinn macht. Eine Methode der Überprüfung der Richtigkeit der Rekonstruktion des Philips-Pavillon ist der direkte Vergleich von virtuellen Fotografien in der Simulation mit historischen Aufnahmen, bei denen versucht wird, den Standort des Fotografen und die optische Einstellung der Kamera der historischen Fotografie nachzustellen. Dabei bleibt festzustellen, dass jeder Versuch einer Nachbildung des Pavillons auf Grund der Quellenlage leider nur eine Annäherung an das nicht mehr existente Gebäude darstellen kann. virtuelles Foto im Vergleich zu dem historischem Foto des Innenraums (Eingangsbereich) Eine weitere Herausforderung besteht in der zeitlichen und lokalisierten Nachstellung der einzelnen Bildprojektionen und Lichteffekten, die neben der Musik von Varese und der architektonischen Gestalt des Pavillon der dritte gesamtkünstlerische Aspekt des "Poeme electronique" darstellen. Rainer Lorenz, Karlsruhe 2005
|