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Hörprobe |
"objekt 0.1 " Ein durch den Geräuschpegel im Publikum gesteuertes Klangobjekt von Rainer R. Lorenz Ein Computer produziert Töne nach dem im Bild dargestellten Prinzip
eines Attraktors: jeder x-Wert entspricht einer Tonhöhe. Über
den Schallpegel, der mit dem Mikrofon im Publikumsraum aufgenommen wird,
steuert die Steilheit der Parabel die Qualität der Tonauswahl; je
höher der Pegel, desto chaotischer die Tonauswahl. Mit der Qualität
der Tonauswahl ändert sich auch die Klangfarbe und Lautstärke
der synthetisch generierten Töne, der Rhythmus (gleich bleibend
schnelle, gleichförmige Achtelbewegung) ändert sich nicht.
Befindet sich dieses System im (labilen)
Gleichgewicht, d.h. wird der Pegel des Mikrofons ausschließlich durch den Pegel der vom System
selbst erzeugten Töne bestimmt, sind die Töne leise, sinusförmig,
ruhig. Die Tonauswahl beschränkt sich auf 2-3 Töne im Terzabstand.
Wird der Pegel durch Schallereignisse von außerhalb des Systems
erhöht, reagiert das System durch eine tendenziell chaotischere
Tonauswahl mit größerer Tonhöhenamplitude, erhöhte
Lautstärke und obertonreichere Klangfarbe. Durch einen programmierten,
dynamischen Dämpfungs-Logarithmus beruhigt sich das System wieder,
soweit es nicht wiederholt erregt wird. Kommt es durch wiederholt laute,
zusätzliche Schallereignisse und damit durch einen relativ hohen
Schallpegel am Mikrofon zu einer überhöhten Steilheit der Parabel,
explodiert die dem System zu Grunde liegende, rekursive Gleichung; es
kommt zur Katastrophe: in hoher Lautstärke werden dem Erregungs-Zustand
entsprechende Musikzitate der Hoch- und Spätromantik der Orchestermusik
(bis hin zum einschlägig missbrauchten "Les Preludes" von
F. Liszt) eingespielt. Danach wird das System in ein beruhigten Zustand
zurückversetzt, um dann erneut provoziert werden zu können.
Die Empfindlichkeit des System nimmt von Katastrophe zu Katastrophe zu. Rainer. R. Lorenz, Okt. 2001
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